Meine Probleme und ich

Diese Geschichte handelt von einer jungen Studentin namens Lynn, die alleine in einer Wohnung in einer Großstadt lebt. Ihr Leben ist eigentlich monoton und langweilig, bis sie in einer Bank eine neue Bekanntschaft macht, die nicht nur Schwung in ihr Leben bringt, sondern auch das wichtigste Geheimnis ihres Lebens lüftet...
 
 
P.S.: Wenn euch die untenstehende Leseprobe zu wenig ist, schickt mir eine E-Mail und ich schicke euch den Rest! ;)

Irgendwie finde ich es komisch in Banken zu gehen. Nicht komisch im lustigen Sinne, sondern im merkwürdigen Sinne. Klar bekommt man in ihnen Geld, aber das ist auch der Ort, an denen Probleme beginnen können. Du kannst Geld verlieren. Du kannst abgezockt werden, aber trotzdem hast du keine andere Wahl als den Bänkern dein Reichtum anzuvertrauen. Okay, Reichtum ist übertrieben, aber dein Geld anzuvertrauen.  
Ich betrete also meine Bank und gehe in Richtung Geldautomat. Es ist ziemlich voll, deswegen höre ich meine Schritte gar nicht. Das ist das gute an großen Städten. Du ziehst die Aufmerksamkeit nicht auf dich, weil du einfach nicht auffällst.
Sonst gucken dich sofort immer alle an und löchern dich mit ihren gierigen Blicken. Aber in den zwei Minuten, in denen ich schon hier stehe, sind bestimmt zehn andere schon wieder rein und raus gegangen.
An den Beratungsschalten haben sich lange Schlangen gebildet und auch an den Automaten muss ich warten.
„Schauen Sie bitte noch einmal nach. Ich benötige dringend mein Geld!“, höre ich einen jungen Mann auf einen Mitarbeiter einreden. Er ist circa in meinem Alter und hat braune glatte Haare, die bis zu seinen Ohren reichen.
Keine Ahnung warum er mir auffällt, aber um ihn herum sind nur kleine Rentner und er ist sicher einen guten Kopf größer als ich. Bevor ich ihn noch weiter mustern kann, wird ein Automat frei und ich stecke meine Bankkarte in den dafür vorgesehen Schlitz. Während meine Kontoauszüge gedruckt werden, versuche ich noch ein wenig zu lauschen. Irgendwie bin ich neugierig.
„Ich werde das nochmal überprüfen. Keine Ahnung was los ist, Vielleicht haben wir Probleme mit der Technik“, murmelt der Mitarbeiter verzweifelt. Er ist klein, rundlich und glatzköpfig. Genau, wie man sich einen unsicheren Bankangestellten vorstellt.
„Sie glauben doch nicht etwa, dass ich Ihnen nur etwas vorspiele, oder?“, fragt der junge Mann barsch. Er ist wohl schon ziemlich genervt.
„Ich kann Ihnen gerne meine PIN verraten, wenn Ihnen das endlich weiterhilft!“
Ich zucke vor Schreck ein wenig zusammen. Seine Stimme ist ziemlich laut geworden. Oder ist nur mir das aufgefallen, weil es keinen anderen interessiert, was er für Probleme hat?
Ich nehme meine Kontoauszüge und schaue, ob sich etwas an meinem Kontostand verändert hat.
Tatsächlich ist das Geld meiner Eltern angekommen! Ich lächle und stecke meine Karte sofort noch einmal in den Automaten. Jetzt kann ich mir meinen Mantel kaufen! Ich hebe etwas Geld ab und verstaue es in meinem Geldbeutel.
„Na vielen Dank auch!“, höre ich den jungen Mann verächtlich sagen und sehe nur kurz, wie er einen Koffer von dem Bänker annimmt.
Auf dem Weg nach draußen versuche ich gleichzeitig in niemanden reinzulaufen und meinen Geldbeutel in meine Tasche zu verstauen. Kaum dass ich durch die Tür gegangen bin, weht mir der Wind ins Gesicht und ich muss sofort an meinen Shoppingtrip gleich denken. Endlich ein bisschen rumschlendern und am Ende des Tages einen neuen tollen Mantel besitzen.
Da spüre ich, wie jemand mir einen Koffer in die Arme legt. Ziemlich ungeschickt sichere ich meinen Griff.
„Hey, schon lange nicht gesehen!“, sagt eine fröhliche Stimme hinter mir und ich werde sanft vorangeschoben. Weg von der Menschenmasse, weg von den Geschäften zu denen ich eigentlich wollte. Keine Ahnung was gerade passiert, aber mein Hirn schafft es nicht, alles auf einmal zu verarbeiten. Ich kenne diese Stimme nicht. Wieso habe ich einen Koffer in der Hand? Einen Aktenkoffer, wie ich jetzt bemerke.
„Spiel einfach mit, verstanden?“, flüstert die Stimme. Ich nicke sofort und ein Schauer läuft mir über den Rücken. Ist das ein Raubüberfall oder wird das eine Vergewaltigung oder was soll das ganze? Aber diese Stimme jagt mir zu viel Angst ein, sodass ich mich einfach von der Person weiterschieben lasse, bis wir an einer Stelle angelangt sind, wo so gut wie niemand steht und das ist ziemlich besonders.
Ich bleibe stehen und kann endlich dem Besitzer dieser Stimme in die Augen sehen. Es ist der junge Mann aus der Bank. Einen Moment kriege ich keine Luft. Erst war er so energisch, dann hatte ich seine fröhliche Stimme abbekommen und nun dieses gruselige Flüstern.
Dann fällt mein Blick auf den Koffer in meinen Armen. Da ist Geld drin. Eine Menge Geld, also wieso sollte ich ihn für ihn tragen? Ist er einfach bescheuert oder erfreut er sich an verrückten Psychospielchen.
„Du kannst mir jetzt den Koffer zurückgeben“, sagt er in einem Ton, der keinen Widerspruch zulässt. Aber ich lasse nicht los. Mein Kopf ist überfüllt von Fragezeichen und die möchte ich nicht behalten. Ich umklammere den Koffer und schaue herausfordernd in seine Augen. Sie sind grün, wie mir jetzt auffällt. Ich mag grün. Aber er macht mir Angst.
„Nein“, sage ich und bin froh, dass meine Stimmbänder noch funktionieren. „Erst möchte ich wissen, was das ganze sollte!“
Er grinst, ein schiefes überhebliches Grinsen, und mustert mich.
„Okay, wenn du es unbedingt wissen willst. Ich brauchte eine Bekanntschaft, um nicht aufzufallen.“
Meine Augen verengen sich.
„Aber ich kenne dich doch gar nicht!“, werfe ich ihm vor.
„Und genau deswegen solltest du ja deine Klappe halten. Und jetzt gib mir den Koffer!“
Aber anstatt ihm den Koffer zu reichen, reißt er ihn einfach aus meinem Armen. Seine Haut berührt kurz meine und ich weiche ein paar Meter von ihm zurück.
„Na dann, wünsche ich dir noch viel Spaß mit deinem Geld“, erwidere ich und gehe in Richtung Stadt. Er sagt gar nichts und lässt mich einfach gehen. Er starrt auf die Stelle auf seinem Arm, wo ich ihn ausversehen berührt habe, dann schaut er in meine Richtung, aber mehr sehe ich nicht. Ich muss meine Gedanken erst einmal sammeln.
Was war das gerade? Der Typ hatte wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich kann froh sein, dass er mich nur für so eine Kleinigkeit benutzt hat. Es hätte viel Schlimmeres passieren können.
Ich atme die frische Luft ein und gehe Meter für Meter weiter in Richtung Einkaufsmeile. Dieser kleine Zwischenfall hat ein wenig Action in mein sonst so monotones Leben gebracht, also beschließe ich dem Kerl nicht länger böse, sondern dankbar zu sein. Ein wenig Angst vor seinen Stimmungsschwankungen habe ich allerdings immer noch. Aber ich würde ihn wahrscheinlich nie wieder sehen. Vielleicht in der Zeitung oder so.
Ich werde von der Menschenmasse hier verschluckt und gehe an einigen Läden vorbei. In einem Schaufenster entdecke ich einen tollen Mantel. Leider zeigt mir das Preisschild, dass ich ihn nie besitzen werde. Schade! Er wäre perfekt für mich gewesen. Der samtweiche Stoff. Die Knöpfe. Der Schnitt, der meine Figur so wunderbar betont hätte. Aber die Träumerei bringt nichts. Ich muss einen anderen Mantel finden.
Als ich mich vom Schaufenster umdrehe, entdecke ich den Typen in der Menge und muss schockierend feststellen, dass er in meine Richtung geht! Ich höre auf in seine Richtung zu gucken und mache mich auf den Weg zum nächsten Geschäft. Meine Schritte sind fast so schnell, dass ich laufe. Wieso verfolgt er mich?
„Warte!“, höre ich seine Stimme.
Als ob ich warten würde! Was will er von mir? Dumme Frage. Was wollte ein junger Mann schon von einer jungen Frau?! Ich versuche ihn abzuhängen und renne im Zick Zack. Als ich aus der ersten Menschenmasse herausbreche und mich in die nächste stürze, werde ich etwas ruhiger.
„Meine Güte, ist es schwer dich einzuholen“, sagt er und legt mir zur gleichen Zeit einen Arm auf die Schulter. Ich zucke unwillkürlich zusammen und drehe mich um.
„Was willst du von mir? Ich dachte es geht dir nur ums Geld!“, schreie ich verzweifelt.
„Ich sage es dir, wenn du mich nicht anschreist“, erwidert er so ruhig, dass es ansteckend ist und ich einfach nur erwartungsvoll schweige.
„Wir haben beide dasselbe Schicksal“
Ich muss mich beherrschen, um nicht laut aufzulachen. Das ist doch nicht sein Ernst, oder? Aber der Blick in seinen Augen sagt mir, dass er es durchaus ernst meint.
„Sorry, aber ich kenne dich nicht und an Schicksal glaube ich auch nicht“, sage ich nur und will eigentlich schon gehen.
„Was kannst du?“, fragt er und mustert mich. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll, also mustere ich ihn auch. Irgendwelche Anzeichen, dass er vielleicht aus der Psychiatrie ausgebrochen ist. „Fliegen? Unsichtbar machen?“
Jetzt bin ich richtig verwirrt. Vorhin hat er einen Mitarbeiter wegen Geld angeschrien und jetzt redet er vom Fliegen und anderem Schwachsinn.
„Ich weiß, dass du auch etwas kannst“, sagt er eindringlich.
Langsam werde ich unsicher. Vielleicht weiß er es wirklich. Aber er darf es nicht wissen. Er kann es gar nicht wissen. Niemand weiß es. Ich habe keinem eine Chance dazu gegeben.
„Ich bin wie du“           

Thema: Meine Probleme und ich

Es wurden keine Beiträge gefunden.

Neuer Beitrag